Personal Project: Drei Wochen in den Bergen – mein Praktikum bei Munt la Reita

Für mich war schon zu Beginn klar, dass ich ein Praktikum in der Landwirtschaft machen würde, da ich gerne mehr über die Herstellung von Lebensmitteln erfahren wollte. Zunächst suchte ich in der Toskana nach Betrieben, stellte aber nach einigen Gesprächen fest, dass es gesetzlich, aber auch wegen der Sprachbarriere nicht machbar war. Daher ging ich in der Schweiz auf die Suche und dank einer Empfehlung meiner Nachbarn stiess ich auf Munt la Reita, ein Biobergbauernhof in einem Seitenast des Vallemaggia.

Munt la Reita wurde 1986 von Verena und Markus Senn gegründet, die von Zürich mit ihren sechs Kindern ins Tessin zogen; in einer Zeit, in der ziemlich jede:r eigentlich die Bergtäler verliess.

Mittlerweile ist Munt la Reita dank beherztem Einsatz von Familie, Helfer:innen und Praktikant:innen zu einem stattlichen Betrieb geworden, der im Sommer mithilfe einer eigens gegründeten Stiftung auch die Alpe Magnello betreibt.

Hier übersommern auch Tiere aus dem Mittelland, damit genügend Käse produziert werden kann, denn nach der Übernahme des elterlichen Hofs hat Samuel Senn von der Milchvieh- zur Mutterkuhhaltung umgestellt und damit den Fokus auf Alpfleisch gelegt.

Mit der Zeit wuchs auch der Agrotourismus und das Angebot an Zivildienst- und Praktikumsstellen, da der Hofleitung das Weitergeben der Alpbewirtschaftung und der Prinzipien des biologischen Anbaus wichtig sind.

Bei meiner Ankunft am Montagmittag wurde ich herzlich von anderen Helfenden und Praktikant:innen empfangen und herumgeführt. Das gab mir direkt das Gefühl, gut in die Gemeinschaft hineinzupassen. Dann wurde mir mein Schlafzimmer gezeigt und es gab Mittagessen; ich wurde also direkt in den festen Ablauf integriert.

In der ersten Woche waren noch drei weitere Praktikant:innen auf dem Hof. Mit ihnen und mit Ilona, die am Hof für den Garten und für uns Helfende zuständig ist, arbeitete ich die nächsten Wochen.

Ein typischer Arbeitstag begann jeweils um 7:30 Uhr mit der Fütterung der Kleintiere (Ziegen, Hühner, Schafe, Schweine), im Anschluss das Frühstück bis um 09:00 Uhr. Danach stand das Putzen der Käselaibe im Käsekeller sowie diverse Arbeiten bis um 12:30 Uhr an, die Mittagspause endete um 14:00 Uhr, weiter folgten fünf Stunden Arbeit mit einer Zvieripause. Nach dem Abendessen und sonntags war man freigestellt. Manchmal gab es dann noch ein Lagerfeuer mit den Holzresten, die bei der Entstehung des Stallgebäudeanbaus anfielen.

Zwar waren es lange Arbeitstage, doch hatte man stets das bestätigende Gefühl, sinnvolle Dinge zu tun, was für die Motivation in so einer abgeschiedenen Lage wichtig ist.

Während meiner Zeit auf Munt la Reita habe ich nebst den regelmässigen Arbeiten und dem Küchendienst recht viel Zeit mit Kartoffeln verbracht (ernten, putzen, sortieren, einlagern) sowie auf den Alp- und den tiefer gelegenen Wiesen Zäune eingeholt und aufgewickelt. Highlights waren für mich die Arbeit auf der Alp, einen neuen Gartenkompost zusammenzustellen und die gemeinsamen Mahlzeiten in der sogenannten Freiluftküche.

In den drei Wochen auf Munt la Reita habe ich in viele neue Arbeiten Einblick erhalten und auch neue Fähigkeiten erlernt, praktische wie soziale. Das Leben in einer so grossen Gruppe war eine interessante Mischung aus Familie und Klassenreise. Es hat mir gutgetan, mich für eine gewisse Zeit neu zu orientieren.

Dieses Praktikum hat mir gezeigt, dass viele Dinge aus meinem Alltag in Zürich nicht so gewöhnlich sind, wie ich zuvor dachte, wie z.B. dass der Supermarkt direkt in meiner Nähe ist, oder die hohe Dichte des öffentlichen Verkehrs. Auch habe ich mein Handy und mein iPad viel seltener bzw. gar nicht genutzt. All dies war anders, gefehlt hat es mir allerdings nicht wirklich.

Dank dieses interessanten Praktikums habe ich grossen Respekt vor diesem Beruf bekommen, Für spätere Tätigkeiten im Bereich Geografie/Umweltwissenschaften, die mich beruflich interessieren, war das Praktikum eine wertvolle Erfahrung.

Ich werde erneut als Helfer für einige Wochen im Jahr nach Munt la Reita gehen, der Hof und die Menschen sind mir sehr ans Herz gewachsen.

Béla Ehrenstein, 4c